Deutsch ohne Grenzen entstand im Sommer 2015 aus einer Gruppe von Studierenden der Transkulturellen Kommunikation. Unser Ziel war, Geflüchteten möglichst schnell und niederschwellig Deutschkenntnisse zu vermitteln, mit denen sie sich im Alltag in Wien zurechtfinden können.
Weil wir davon überzeugt sind, dass Lernen nicht nur im Kurs passiert, entwickelten sich schnell parallel zu den Deutschkursen ein Kulturcafé und ein Spielcafé, in dem gemeinsame Aktivitäten im Vordergrund standen. Es entwickelten sich auch unzählige Kooperationen, mit denen wir von Graffiti über klassischen Tanz bis zum erste Hilfe Kurs unseren Teilnehmer*innen einen breiten Einblick in Wiener Lebensrealitäten bieten konnten. Die meisten Teilnehmer*innen waren innerhalb weniger Wochen in der Lage, sich in einfachen Situationen zu verständigen.
Mit den verpflichtenden Deutschkursen und Deutsch-Zertifikaten, die Geflüchtete vorweisen mussten, reduzierte sich bei uns die Zahl der Deutschkurse stark. Auch unser Team schrumpfte von zeitweise 170 Freiwilligen im Jahr 2015 auf das Kernteam von vier Personen zusammen.


Viele Menschen, die aktuell ihren Weg zu uns finden, haben aus unterschiedlichen Gründen keinen Anspruch auf einen kostenlosen Deutschkurs und keine Mittel, selbst einen zu stemmen. Manche warten noch auf einen Platz im Kurs und wollen ihre Motivation nicht verlieren. Manche brauchen zusätzliche Unterstützung zu ihrem bestehenden Kursen – oder sie suchen einfach Anschluss und Miteinander.
Weil die Bedürfnisse so unterschiedlich sind wie die Menschen, versuchen wir, unser Angebot an konkreten Anfragen auszurichten. Laufend besteht aktuell unser GesprächsKulturcafé, das jeden Donnerstag Abend stattfindet. Über den Zugang zu unserem bereits vergangenen Online-Kurs und Deutschlern-Videos können Lernende die Wartezeit auf einen Kursbeginn überbrücken. Wenn mehrere Personen sich für einen Kurs oder Nachhilfe melden, bieten wir das für diese Gruppe an. Soweit es unsere Ressourcen zulassen, helfen wir so, wie es gerade Sinn macht.
Zusätzlich legen wir einen Fokus auf transkulturelles Verständnis: weil es oft mehr als nur Sprache braucht, um einander zu verstehen. Dafür haben wir bereits zweimal die mehrtägige Workshop-Reihe „Ich red‘ eh Deutsch – warum verstehst du mich nicht?“ umgesetzt und sind auch künftig darum bemüht, Verständnis und Miteinander zu fördern und Barrieren abzubauen.
Melina Cerha-Marcher
Melina Cerha-Marcher schloss die Studien der Transkulturellen Kommunikation (BA) sowie der Theater-, Film- und Medienwissenschaft (BA MA) mit einem Schwerpunkt auf künstlerischer Forschung sowie die theaterpädagogischen Basisausbildungen der AGB und IFANT ab. Sie ist vor allem als Theaterpädagogin, vielfach an Schulen, und im Bereich PR in der Kulturszene tätig. Als Obfrau von Deutsch ohne Grenzen laufen bei ihr die Kommunikationskanäle zusammen, sie leitet gemeinsam mit Theresa Steinberger das GesprächsKulturCafé.